Einmal selbst "Strahlen" gehen.

(Eine mineralogische Exkursion der AWO Mineraliengruppe in die Schweiz (Tessin) vom 28.8. – 1.9. 2003)

Auf eine Anzeige hin im LAPIS Mineralienmagazin buchten wir eine Exkursion mit allen Patenten und Führer in das Val Bedretto (Tessin, Schweiz). Hier der Bericht:

 

Donnerstag, 28.8. 2003

Pünktlich um 6:00 Uhr starteten wir in Roth mit zwei Kleinbussen und 12 Personen Richtung Schweiz. Über Bregenz und Schwyz, sowie durch den Gotthard-Tunnel erreichten wir gegen 13:00 Uhr All Acqua, unseren Ausgangspunkt für die nächsten vier Tage. Die Unterkünfte im Ristorante... (ca. 1650 m üNN) waren schnell bezogen und unser Begleiter Hermann fuhr mit uns in die Quarz-Mine "Cava Paccionini". Hier kommen vor allem Nadel- und Artischockenquarze vor. Bereits nach wenigen Minuten wurden bereits die ersten Stücke gefunden und begutachtet. Die Handstufen mit bis zu 3 cm großen Spitzen im Normalhabitus und kleinen Nadeln waren meistens mit grauem Lehm verschmiert und bedürfen einer späteren speziellen Reinigung. Der Vorteil des Lehms ist, daß die Nadeln gut geschützt sind. Die so gefundenen Stücke wurden auch noch vorsichtig in Zeitungspapier eingewickelt und im Rucksack verstaut. Das Wetter war noch gut, aber bereits für den nächsten Tag war Regen angesagt, so daß wir die Zeit bis zum Abendessen weidlich ausnutzten.

Freitag, 29.8. 2003

Der große Regen hat uns eingeholt und so verbrachten wir den Vormittag im Restaurant mit einem Diavortag über die Mineralien der Schweiz. Anschließend weihte uns Hermann in die Geheimnisse des Reinigens der Nadelquarze ein. Nach gründlichem Wässern, Einlegen in Oxalsäure und nochmaligem Wässern in Regenwasser, sollten die Stufen dann schön glänzen. Die mitgebrachten Stücke waren der Beweis dafür.

Am Nachmittag ließ der Regen etwas nach und so fuhren wir wieder zu der Mine.

Im oberen Teil kamen Quarze im Normalhabitus mit Nadelquarzen vor während im unteren Teil die Artischockenquarze vorherrschten. Alles in allem war es eine sehr feuchte Angelegenheit. Hermann und Klaus harrten am längsten aus und gruben an einer Kluft in die Tiefe. Es kamen große Stufen mit Artischockenquarzen und Calcitskalenoedern zum Vorschein. Durchnäßt aber erfreut über den Fund kamen wir gegen 18:00 Uhr wieder in All Acqua an. Die heiße Dusche danach war dann eine wahre Wohltat. Nach dem Abendessen wurden dann die ersten Funde begutachtet und entsprechend begossen.

 

Samstag, 30.8. 2003

Heute standen die Minerale von der Alpe Compolungo auf dem Programm. Das Wetter hatte sich beruhigt und so fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein nach Rodi Fiesso. Mit der Seilbahn ging es von ca. 900 Höhenmetern auf 1850 m hinauf. Nach eineinhalbstündigen Aufstieg waren wir bei der Alpe auf ca. 2100 m angelangt. Ein herrliches Bergpanorama tat sich vor uns auf. In den Runsen der überwiegend aus Dolomit bestehenden Felsen des Venettpasses konnten wir dann Tremolit, Granat und Disthen in schönen Belegstücken finden. Rudi und Sven gelang es sogar blauen Saphir und roten Rubin im Dolomit zu finden, der hier ziemlich selten vorkommt.

Nach einer kurzen Rast in der Hütte Campanna Trimorgio fuhren wir mit der Seilbahn wieder ins Tal. Benötigten wir mit 13 Personen bei der Auffahrt (in 8-er Kabinen) nur 2 Kabinen, so waren es bei der Abfahrt dann 3 Kabinen (die Rucksäcke waren wohl etwas schwerer). Nach dem späten Kaffeetrinken in einem alten Zollhaus ging es mit den Bussen wieder zurück. Alle schwärmten am Abend von dieser herrlichen Bergwanderung.

 

Sonntag, 31.8. 2003

Der letzte Klopfertag war angebrochen. Am Vormittag ging es wieder in die Mine um an der geöffneten Artischockenquarzkluft weiterzuarbeiten. Rudi, Dietmar und Klaus waren hier tätig. Die übrigen waren mit Hermann auf Nadelquarzsuche. Am Nachmittag teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Die einen gingen mit Hermann an eine andere Stelle der Alpe Pacciorini um Klüfte zu suchen. Die anderen waren in einem Bachbett bei einer Abbaustelle für Quarz tätig. Der hier geförderte Quarz wird auf eine Halde gekippt. Das war ein wahres Eldorado für Margot, Erika I und Erika II, sowie für Karl, Manfred und Klaus. Neben glasklaren Bergkristallspitzen bis zu 8 cm wurden auch Stufen von 20 x 30 cm mit Kristallen von 10 cm und mehr gefunden. Mit schweren Rucksäcken ging es gegen 18:00 Uhr wieder zum Treffpunkt zurück. Im Quartier stieß dann auch die "Kluftgruppe" wieder zu uns. Hermann zeigte Rudi, Dietmar, Sven und Christian wie man fachgerecht eine Kluft öffnet und so brachten alle auch gute Funde (Bergkristalle im Normal- und Artischockenhabitus) mit.

 

Montag, 1.9. 2003

Am liebsten währen alle noch einmal zum Strahlen gegangen aber es wartete ja noch eine achtstündige Heimfahrt auf uns. Über den St. Gotthardpass, wo wir das dortige Museum noch besuchten, und den Oberalppass ging es wieder Richtung Heimat. Die weitere Fahrt verlief ohne Komplikationen so dass wir gegen 18:00 Uhr wieder wohlbehalten in Roth ankamen.

 

 

Diese Fahrt ins Val Bedretto ist unter unseren stets sehr guten Exkursionen als wohl eine der besten und erfolgreichsten einzustufen. Deshalb gilt mein besonderer Dank Herrn Hermann Fritzsche, unserem fachlichen Begleiter dieser Exkursion. Er hat uns 5 wunderschöne Tage in der Schweiz beschert. Danke, lieber Hermann, wir kommen wieder. Ebenso möchte ich mich im Namen aller Teilnehmer bei unseren Fahrern Sven und Christian für die sichere Beförderung sehr herzlich bedanken.

 

 

Roth, 9.9. 2003

Klaus Pusch

Leiter Mineraliengruppe

   
Bedretto   Margot, Erika II und Sven in der Mine  
       
   
Unser Quartier in All Acqua   3.v.l. Hermann unser Exkursionsführer  
       

   
Auf der Alpe Compolungo      
       
   
Die Artischockenquarzkluft   Rudi mit einer "bergfrischen" Stufe  
       
   
Die Ausbeute des Nachmittags   Eine gereinigte Stufe  
       
   
Nadelquarz von der Mine   Disthen von Compolungo  
       
   
Bergkristall mit Calcit aus dem Bachbett   wasserklare Quarzspitzen