Die Achate von Turnov (Tschechien)
Eine mineralogische Exkursion in das Böhmische Paradies

 

 
   
Bericht der AWO-Mineraliengruppe vom April/Mai 2000:  
   
Auf den Spuren der Edelsteinbearbeitung besuchte die Mineraliengruppe der AWO die alte böhmische Schmuckstadt Turnov in Tschechien.

Die nordostböhmische Kleinstadt an der Iser (14000 Einwohner) war einst - und ist es in kleinerem Maße heute noch - ein Zentrum kunstvoller Edelsteinschleiferei. Fundstätte ist von alters her der acht Kilometer östlich von Turnov gelegene Berg Kozakov (744 m), der in früheren Zeiten mindestens viermal als Vulkan tätig war. Von hier stammten sie, die Chalzedone, Jaspise, Achate und Olivine, mit denen die Wände der Wenzelskapelle im Prager Veitsdom geschmückt wurden. Prospektoren aus ganz Europa kamen vor 600 Jahren nach Turnov; der Kozakov lockte wie später das kalifornische Gold. Auch wenn die Edelsteinquelle im großen und ganzen erschöpft zu sein scheint, kann man immer noch mit Glück und Geschick wunderschöne Achate in der Umgebung des Berges finden. In Turnov hat man sich heute auf die Herstellung von Schmuck aus Granat spezialisiert.

Exkursionsbericht:

1. Tag (Donnerstag, 27.4.00)
Bereits am Tag der Anreise, nach der Ankunft im Hotel Kavka in Mala Skala, wurde der erste Steinbruch in Friydstejn unter die Lupe genommen. Im dortigen Basalt, der hier für Schotterzwecke abgebaut wird, wurden wir auch sehr bald fündig. Kleine Knollen mit Achat, Jaspis, Calcedon und Quarz konnten gefunden werden. Doch dann die Sensation: In einem grossen Block (ca. 2 Tonnen schwer) entdeckte Klaus Pusch dann eine etwa dreißig Kilogramm! schwere Achatmandel. Nach über einer Stunde Arbeit mit Hammer und Meissel konnten wir (Klaus Pusch, Otto Klose, Stefan Polenz) sie dann mit vereinten Kräften aus dem harten Gestein bergen. Wie wir an einer kleinen Bruchstelle erkennen konnten, ist sie mit Rauchquarz und Amethyst durchsetzt. Nach dem Öffnen stellten wir fest, dass sich keine Druse im Inneren befindet. Sie ist mit weissem Calcit gefüllt und hat zarte Achatbänderungen, sowie Rauchquarzkristalle mit über einem cm Größe.

2. Tag (Freitag, 28.4.00)
Morgens trafen wir in Turnov unseren tschechischen Begleiter Hern Dr. Tomas Ridkosil, den Leiter des dortigen Museums. Ziel unserer Fahrt war die Granatfundstelle in Vestrev bei Hostinne. Hier wird für die Schmuckherstellung der Granat(Pyrop) mit Baggern gefördert und vor Ort in einer Waschanlage aufbereitet. Der böhmische Granat zeichnet sich durch ein exzelentes Rot aus und kommt hier in Grössen bis zu 12 mm Durchmesser vor. Als Nebenprodukt fällt hier auch versteinertes Holz, Jaspis und Achate in hervorragender Qualität an.
Wir durften uns völlig frei bewegen und so kam jeder zu einer ansehnlichen Sammlung der aufgeführten Mineralien. Nach dem Mittagessen besuchten wir dann zwei Achatschleifereien.
Hier konnten wir dabei sein wie aus unscheinbaren Steinknollen die farbenprächtigsten Zeichnungen der Achate durch aufschneiden, schleifen und polieren der Achatknollen entstanden. Unser bester Fund, ein roter Achat von Jan Eckardt musste natürlich auch sofort bearbeitet werden. Das Ergebnis war ein einmalig schöner Achat von ca 12 cm Durchmesser.

3. Tag (Samstag, 29.4.00)

Heute war Museumsbesuch in Turnov angesagt. Die mineralogische Abteilung ist ein absolutes muss für jeden Edelsteinfreund. Durch den Besuch animiert und die Möglichkeit, mit dem Mineralogen Milos Valtus unterwegs zu sein, fuhr eine kleine Gruppe mit Ihm zu einer Fundstelle wo anstehender roter und gelber Achat zu finden war. Die andere Gruppe nutzte den Tag um sich in Turnau die Schmuckherstellung und auch den Verkauf zu besuchen.
Nach dem Mittagessen in Mala Skala ging es dann zu der mit Spannung erwarteten Fundstelle für leuchtend grüne Olivine. Es handelte sich um einen Steinbruchbetrieb in Smrci bei Jicin. Auch hier wird aus dem Basalt Schotter gewonnen. In den Blasenhohlräumen ist dieser Olivin in den Farben gelb bis dunkelgrün vertreten. Nach eingiebiger Suche auf den Halden, sammelten wir jeder ein Döschen mit Olivinen bis zu 2 cm Länge. Zum Teil waren die gefundenen Olivine von absolut schleifwürdiger Qualität.
Nach einem Abstecher zum wohl berühmtesten Mineralienberg des Böhmischen Paradieses, dem Berg Kosakov, steuerten wir wieder unser Quartier zum Abendessen an. Ein Besuch bei einem einheimischen Sammler, Herbert Nemetschke (der gut deutsch sprach), verhalf einigen von unserer Gruppe zu museumsreifen Stücken für die eigene Sammlung. So z.B. erwarb Bruno Nachtrab einen seltenen versteinerten Farn (Psaronius).

4. Tag (Sonntag, 30.4.00)

In zwei Gruppen erkundeten wir am Vormittag die weiter Umgebung von Turnov. Während der “harte Kern” sich im Steinbruch von Friydstejn beschäftigte, machte die andere Gruppe mit unserem zweiten Führer Herrn Michal Koselja eine Besichtigungstour auf die Burg Trosky und zu dem Schloß Hruba Skala auf dem auch das Mittagessen eingenommen wurde. Vom Burghof aus konnten wir dann den Blick auf das Riesengebirge geniessen. Auf der Schneekoppe (höchster Berg des Riesengebirges) waren noch Schneereste zu sehen.
Am Nachmittag trafen sich die Gruppen wieder in einem Steinbruch in der Nähe zum letzten mal um Achate und auch Kristalle zu suchen. Durch einen Tipp eines anderen Sammlers gruben wir an einer exponierten Stelle einem mächtigen Achatband nach. Nach ca. ½ m stiess dann Rudi Haushofer auf die ersten Bergkristalle. Ein doppelfaustgrosses Stück mit klaren, cm-grossen Spitzen fand Dietmar Grän, der Tag war gerettet. Angespornt durch diesen Fund, setzte nun ein systematisches Graben dem Band nach ein. Doch wurden weiter nur kleinere Spitzen gefunden, so dass man sich dann anderen Stellen zuwandte. Das sich Ausdauer doch lohnt, bewiesen wieder einmal Karl Hausmann und Klaus Pusch. Letzterer grub ca. 1m oberhalb der Ader und fand in weiteren 50cm Tiefe eine Öffnung im Band die bis zu 3cm grosse, hellviolette Amethyste lieferte.
Wie an jedem Abend wurden dann die Funde begutachtet. Dabei stellte sich heraus, dass auch die erste Gruppe in Friydstejn sehr erfolgreich war. So fand Claus Eitel einen blauen Achat von 30 cm Durchmesser, geschliffen ist das ein Museumsstück!

5. Tag (Montag, 1.5.00)

Nach einem letzten ergiebigen Frühstück kam Milos Valtus zum Tauschen ins Hotel.
Nachdem Gerhard Pamler eine ca. 50x80 cm große Achatplatte eingetauscht hatte, konnte der eine oder andere noch ein gutes Schnäppchen machen.
Auf der Heimfahrt bei herrlichem Wetter über Prag und Pilsen kamen wir dann in Amberg in ein Sommergewitter, das uns bis nach Roth begleitete. Gegen 18:00 Uhr waren wir wieder zurück.

Selbstverständlich sind einige der gefunden Stücke im AWO-Zentrum Roth in der Mineralienvitrine ausgestellt. Bei der Börse am 19. November 2000 wird diese Exkursion auch wieder ein zentrales Thema sein und es können dann auch wieder Stufen aus Tschechien erworben werden.
Auskunft unter Telefon 09171/9664-11 im AWO-Zentrum Roth in der Adam-Kraft-Str. 11.


Klaus Pusch
Leiter der AWO-Mineraliengruppe

   
Amethyst-Ader im Steinbruch bei Hruba Skala Achatmandel mit Rauchquarzen von Friydstejn
   
Bummel durch Turnov An unserem Hotel in Mala Skala