Ötztal-Tour 2011

 

Die erste Auslands-Exkursion unseres Mineralienvereins führte uns vor über 10 Jahren ins Ötztal. Damals fanden wir bei unserer Ankunft eine geschlossene, ca. 30 cm hohe Schneedecke vor. Nach vielen Versuchen ein Revival in den Folgejahren zu organisieren, gab es immer wieder Hindernisse, die eine Durchführung unmöglich machten. So waren wir sehr froh, dass sich eine „schlagkräftige” Truppe zusammenfand, die sich aufmachte, um nach dem Rhombendodekaeder zu forschen.

 

Am 11. August war es endlich so weit - Rudi, Gerhard, Christian, Dietmar und ich (Claus)  fuhren ins Ötztal! Nach einer problem -und staulosen Fahrt versuchten wir in Hall/Tirol eine Granatschleiferei aufzusuchen, Gerhard fand allerdings durch nichtrepräsentative Umfrage heraus, dass die Schleiferei nicht mehr existiert. So fuhren wir weiter und machten am Eingang ins Ötztal in Umhausen einen sehr informativen und interessanten Zwischenstopp beim dortigen Freilandmuseum „Ötzi-Dorf”. Der Ötztaler Verein für prähistorische Bauten und Heimatkunde hat dort unter wissenschaftlicher Leitung der Universität Innsbruck einen archäologischen Freilichtpark errichtet, der dem Besucher Leben, Wohnen und Wirtschaften in der Jungsteinzeit veranschaulicht. Anschließend bezogen wir in Obergurgl unsere schönen Zimmer in der Pension Bergkristall (25,-€ p.P. EZ / Entfernung zum Lift Hohe Mut ca. 350 m). Am Abend studierten wir Karten, Fotos der Vorexkursion und tauschten unsere Erfahrungen aus.

 

Freitag, 12.08.2011.

 

Mit gespannter Grundstimmung und vollem Tatendrang und nach reichhaltigem Frühstück bei Frau Grüner (Vermieterin) fuhren wir zum Parkplatz im Ortszentrum, von wo es ein Katzensprung zur Liftstation ist. Um 08:50 Uhr nahmen wir den ersten Lift (vorher nicht mgl. wg. regulärer Öffnungszeit ab 09:00 Uhr). Bei herrlichem Wetter kamen wir auf ca. 2670 m Höhe an der Bergstation Hohe Mut an.

(Blick über den Hohe Mut-Sattel, links der Gaisbergferner, rechts der Rotmoosferner)

Mit genügend Motivation im Rucksack ging es dann los Richtung Rotmoosferner, den wir nach ca. 2 Std. Gehzeit erreichten. Sofort stürzten wir uns in die Suche nach den allgegenwärtigen, kleinen ( 3-10 mm) großen Almandinen. Diese sind lose, im grauen Glimmerschiefer oder auf dem Gletscher als ausgewitterte Stücke zu finden. Weiterhin konnte man bspw. Hornblende, Fuchsit, Pyrit und roten Marmor finden. Es stellte sich heraus, dass eine Begehung des Gletschers in den höheren Regionen kaum lohnt, da die Stücke am auslaufenden Gletscherrand und an den Bachläufen qualitativ mindestens gleichwertig sind. Die Höffigkeit scheint nahezu unerschöpflich, da unentwegt durch den Gletscher Material nachtranportiert wird. Mit schwerem  Rucksack traten wir gegen 13:30 Uhr (!) den Heimweg an. Der rechtzeitige Abmarsch ist deshalb so wichtig, da ein verpasster Lift bedeutet, dass der Weg nach Obergurgl mit mind. 4 Stunden Rückmarsch verbunden wäre. Rudi + Dietmar stärkten sich auf der Hohen Mut-Station bis wir drei dann um ca. 15:45 Uhr auch ankamen (schnauf!). Abends fuhren wir nach Sölden, um David Gufler, den Granaten-Yeti, zu besuchen. David ist mittlerweile über 80 Jahre alt, geht aber immer noch zum Granatenkogel/ zur Granatenwand um Granatstufen abzubauen. Die von ihm präparierten Stufen waren allerdings unerschwinglich bzw. preislich uninteressant. Als wir schon unverrichteter Dinge gehen wollten, kamen zwei Münchner Sammler, denen David unpräparierte Stücke zu einem sehr guten Preis verkaufte (!). David sagte: „ich arbeite nicht gerne”, damit meinte er, dass er nicht gerne die Stufen herausarbeitet. Für meinen evtl. nächsten Besuch nahm ich mir vor, gleich nach derartigen Stücken zu fragen. Auch von uns kauften sich manche ein gutes Stück und wir genossen in unserer Pension anschließend ein zünftiges Abendessen aus unserem mitgebrachten Proviant.

 

Samstag, 13.08.2011

 

Für jeden Tag hatten wir uns vorgenommen, den Rucksack für den nächsten Tag bereits vorher zu packen. Das ersparte uns morgens wertvolle Zeit und half, den ersten Lift ohne Verzögerungen zu erreichen. Diese Taktik war auch für unsere Exkursion zur Granatenwand für den heutigen Tag klug gewählt. Wider Erwarten konnten wir schon um 08:30 Uhr als erste Gruppe mit dem Lift starten. Gerhard entschied sich, bei der ersten Station (Nederhütte) auszusteigen und die Umgebung von dort aus zu erkunden (Zirbenwald/Schönwieshütte etc.). Christian, Dietmar, Rudi und ich stiegen von der Hohen Mut aus links in Gaisbergtal ab und kämpften uns über Schuttmoränen und Toteis auf der westlichen Talseite weglos zum Gaisberggletscher vor. Am Gletscher angekommen querten wir auf dessen Oberfläche bis zum Einstieg in den Bach, der vom Granatenkogel herabfliest. Unter Nutzung des körpereigenen „Allradantriebes” kletterten wir die Flanke seitlich des Baches hinauf bis zu einer mäßig steilen bis fast ebenen Stelle noch weit unterhalb der Granatwand, aber mit bereits guten Fundmöglichkeiten für Einzelkristalle und Stufen (allerdings nicht oder nur bedingt vergleichbar mit den Qualitäten von David Gufler). Wir fanden zahlreiche Almandin-Einzelkristalle bis ca. 7 cm Durchmesser, allerdings fast alle mit Anwachsstellen oder Verletzungen. Rudi konnte in Senken mit ausgspültem Sand gute Stücke finden, während ich ca. 100 Höhenmeter weiter oben bis ca. 50 Höhenmeter unter dem Einstieg in die Granatenwand (Seile am Einstieg) ebenfalls akzeptable Stücke bergen konnte. Erkenntnis war für mich allerdings, dass nicht unbedingt die größere Höhe bessere Qualität bringt, dies ist offensichtlich dann erst an der eigentlichen Abbaustelle, weitere ca. 100 Höhenmeter weiter (nur mit Bergsteigererfahrung, Helm etc.) möglich.

                              

              (Almandine nach ca. 1 Std. Suche im Geröll 2008)                             (Blick auf den Einstieg zum Granatenkogel)

 

Nach ca. 6 Stunden an der Fundstelle brachen wir schließlich um 16:00 Uhr den wirklich mühevollen und nicht ungefährlichen Heimweg an. Den ganzen Tag hatten wir hervorragende Wetterbedingungen.

Beim Abstieg kamen wir noch an einer Biwakstelle von vermutlich Slowaken (lt. Zeitungsresten) vorbei, an der zahlreiche aussortierte Granate noch in den einen oder anderen Rucksack wanderten. Die teilweise ca. 30 - 35 kg schweren Beautycases auf unserem Rücken schleppten wir bis zu unserer glücklichen aber völlig erschöpften Rückkehr in Obergurgl um ca. 20:00 Uhr ins Tal. Man glaubt nicht, wie gut ein heißes Bad und eine Magnesiumtablette tun können!!! Am Abend füllten wir unsere verlorenen Energiereserven wieder mit guter Brotzeit und ordentlich Flüssignahrung auf. Rudi freute sich über einen alten Holzpickel, den Gerhard für ihn auf einem Trödelmarkt erstöbert hatte (genau das richtige Maß!). Erste Funde wurden begutachtet und entspr. fachgesimpelt.

 

14.08.2011 Sonntag

 

Glücklich und mit ordentlich Gewicht auf der Achse machten wir uns auf den Heimweg, nicht ohne bei David Gufler nochmals vorbeizuschauen. Ein paar Steine wechselten wieder den Besitzer und auf ging´s Richtung Heimat!

 

Eine Exkursion, die uns allen in bester Erinnerung bleiben wird - bis vielleicht irgendwann einmal wieder am Berg der Granate!